Bericht: Evangelisch.Sozial.Gebildet. – Warum macht die evangelische Kirche soziale Bildungsarbeit?

Starker Aufritt: Evangelische (Aus-)Bildungseinrichtungen in Reutlingen

Auch für Insider war das überraschend: In Reutlingen gibt es eine ganze Reihe hochkarätiger Ausbildungsstätten unter dem Dach der evangelischen Kirche. Auf einem Podium, zu dem die Synodalkandidaten der OFFENEN KIRCHE, Pfarrer Martin Rose und Prof. Dr. Martin Plümicke eingeladen hatten, waren drei dieser Einrichtungen vertreten. Am wenigsten bekannt ist vermutlich das Diakonische Institut für soziale Berufe. Reutlingen ist mit Ausbildungsgängen in Altenpflege, Organisation und Führung einer der Standorte dieses größten diakonischen Bildungsträgers in Württemberg. Die Evangelische Fachschule Reutlingen bildet Erzieherinnen und Erzieher aus und schließlich ist vor zwei Jahren von der Evangelischen Hochschule Ludwigsburg  der Campus Reutlingen mit dem Studiengang Soziale Arbeit sozusagen „heimgekehrt“. 
Bei der Frage, warum die evangelische Kirche überhaupt Bildungsarbeit macht, war man sich auf dem Podium einig: Bildung gehört zur DNA der (protestantischen) Kirche. An keiner anderen Stelle ist die Kirche so stark mit dem gesellschaftlichen Veränderungen und Lernprozessen verbunden und gefordert, sie mitzugestalten. Gabriele Beier  (Ev. Fachschule): „Der Staat kann vieles auch gut, aber wir können manches viel besser!“ Allen geht es darum, junge Menschen in der wichtigen Lebensphase der Berufsausbildung zu begleiten und religiöse und ethische Fragestellungen deutlich ins Gespräch zu bringen. Dieser Aufgabe stellt sich auch der Reutlinger Hochschulpfarrer Frank Jänicke. Allerdings hat er eindrücklich die erschwerten Bedingungen dargestellt: Die Stelle wurde von 100 auf 50% gekürzt und es ist zu erwarten, dass sie in Zukunft ganz gestrichen wird. Die räumlichen Bedingungen sind schwer erträglich und mit dem entstehenden Studentenwohnheim, das Hochschulpfarrer Jänicke nach den vorliegenden Plänen als teure „Legebatterie“ bezeichnet, könnte sich die evangelische Kirche schwerlich identifizieren. Von daher gibt es eine deutliche Erwartung an die Synodalkandidaten, sich für die Zurücknahme erfolgter Stellenkürzungen in der Landeskirche einzusetzen und die Bildungseinrichtungen der Kirche nachdrücklich unterstützen. Die Kirche muss eine „offene“ Kirche bleiben. Sie darf sich nicht verengen lassen.  (Eberhard Braun)

< zurück zur Übersicht