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Der renommierte AMOS-Preis für Zivilcourage in Religion, Kirche und Gesellschaft wird 2009 der Sozialpädagogin Dr. Herta Leistner, Ütteroda (Thüringen), für ihre Verdienste um die Wahrnehmung und Interessenvertretung homosexueller Menschen in den Kirchen verliehen. Herta Leistner war Studienleiterin an der Evangelischen Akademie Bad Boll sowie am Frauen-Studien- und Bildungszentrum der Evangelischen Kirche in Deutschland in Gelnhausen. <o:p></o:p>
Als eine der ersten kirchlichen Mitarbeiterinnen, so die Begründung der Jury, habe Leistner das Schweigen um die Realität homosexueller Existenz auch in der Kirche gebrochen. Mit ihrem Buch „Hättest Du gedacht, dass wir so viele sind?“ habe sie Tausenden von anderen Menschen geholfen, ihr Doppelleben in der Kirche zu überdenken und zu verändern. <o:p></o:p>
Insbesondere habe sie sich mit der aktuellen sozialwissenschaftlichen Debatte zu Fragen der Identität im Bereich Homosexualität auseinandergesetzt sowie mit kirchlichen Einstellungen, Bewertungen und deren Auswirkungen auf die Identitätsbildung lesbischer Frauen. Damit hätte sie den Mut bewiesen, gegen eine jahrhundertelange Tradition von Verfolgung und Diskriminierung homosexueller Lebensformen anzugehen. Durch die Tagungsarbeit sowie deren wissenschaftliche Auswertung habe sie zum Prozess des Sichtbarwerdens von homosexuellen Menschen maßgeblich beigetragen. Dabei habe sie persönliche Risiken und heftige Anfeindungen nicht gescheut, um für die befreiende Botschaft der Liebe Gottes zu allen Menschen ungeachtet ihrer Unterschiede (Galater 3,26ff) einzutreten.
Die öffentliche Verleihung des AMOS-Preises solle ein deutliches Zeichen sein, dass Herta Leistners Engagement auch im Raum der Kirche Resonanz und Würdigung findet. Sie habe sich mit ihrem Einsatz gegen Unrecht, Menschenverachtung und Ignoranz in Kirche und Gesellschaft in die prophetische Tradition der Kirche gestellt, „den Mund für die Stummen aufzutun und für die Sache aller, die verlassen sind“ (Sprüche 31,8).<o:p></o:p>
<o:p></o:p>Trotz geänderter Gesetzeslage für homosexuelle Paare, so die Jury weiter, sei das Thema Homosexualität gerade in den Kirchen „im Untergrund“ aktuell. Es scheine eine Art Burgfrieden zu herrschen, ohne die erfolgten theologischen Klärungen in den Kirchen und in der Gesellschaft bekannt zu machen.
Der Preis, den die kirchenpolitische Vereinigung OFFENE KIRCHE alle zwei Jahre ausschreibt, ist mit 5000 Euro dotiert. Die Preisverleihung findet am 8. März 2009 von 12 bis 14 Uhr in der Erlöserkirche (Birkenwaldstraße 24) in Stuttgart statt. Die Laudatio hält Prof. Dr. Dietmar Mieth, Inhaber des Lehrstuhls „Theologische Ethik unter besonderer Berücksichtigung der Gesellschaftswissenschaften" an der Katholisch-Theologischen Fakultät Tübingen, zu dem Thema „Homosexuelle Menschen in der Kirche, Burgfrieden ohne Klärung“. Schirmherr ist Dr. Erhard Eppler, Bundesminister a. D..
2007 wurde der AMOS-Preis Major Florian Pfaff verliehen, um seinen Entschluss und Mut zu würdigen, den Gehorsam zur Mitwirkung am Irak-Krieg aus Gewissensgründen zu verweigern.<o:p></o:p>
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Weitere Informationen unter: www.offene-kirche.de (AMOS-Preis) <o:p></o:p><o:p></o:p>