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Nukleare Technik erfordert globale Ethik

Presseinformation der Evangelischen Frauen in Württemberg: Globale Ethik bedeutet Mitverantwortung für akute Schädigung und Langzeitfolgen aus Hochrisikotechnologie. Jede nationale Nutzung bringt Mitverantwortung mit sich - wir sind Nutznießer dieser Technologie.

Frauen engagieren sich weltweit für die Bewahrung der Schöpfung. Als Mütter sind sie in besonderer Weise für die nachwachsende Generation und deren Lebensbedingungen mitverantwortlich. In Krisensituationen sind Frauen mit Kindern häufig besonderen Härten ausgesetzt. Dies gilt insbesondere auch für Frauen, die sich mit den Gefahren nuklearer Technologie konfrontiert sehen.   

Der Nutzung nuklearer Technik liegt eine Menschheitsentscheidung zugrunde, diese Hochrisikotechnologie zur Energiegewinnung und für militärische Zwecke zu nutzen. Alle Belange dieser Technologie, vom Uranabbau über die risikoreichen Folgen bei Störfällen, vom Umgang mit Abfallprodukten bis zur offenen Frage der Endlagerung radioaktiven Mülls, sind  hochproblematisch.    

Beispiel Uran: Uran ist ein radioaktives und giftiges Schwermetall, dessen Auswirkungen in allen Produktionsprozessen nicht zu unterschätzen ist. Es gilt als Auslöser von Erbgutveränderungen und nachfolgenden Krebserkrankungen. Die Uranwirtschaft ist attraktiv. Der größte Teil der Uranförderung findet in dünn besiedelten  Gebieten statt. Etwa 70 % der Lagerstätten befinden sich unter dem Land indigener Völker, die in besonderer Weise von den Folgen des Uranabbaus betroffen sind und die sich mittlerweile politisch und rechtlich gegen die auftretenden Schäden wehren. Im eng  besiedelten Westeuropa ist der Uranabbau hingegen teilweise vollständig eingestellt worden. Die Förderbedingungen westlicher Länder in armen Ländern wie z. B. dem Niger sind  katastrophal zu nennen, sowohl für die Menschen als auch für das Land.   

Eine deutsche Ethikdebatte über Kerntechnologie muss unter anderem Folgendes  berücksichtigen:  
- Ein umfassender Atomausstieg beinhaltet neben dem Verzicht auf eigenständige Produktion nuklearer Energie auch die Nutzung, das heißt den Import nuklearer Energie aus anderen Ländern. 
- Jede nationale Nutzung bringt eine Mitverantwortung für den weltweiten Umgang mit dieser Technologie und ihren gravierenden Problemen mit sich – denn wir sind Nutznießer dieses Wirtschaftszweigs.    

Globale Ethik bedeutet dann auch eine Mitverantwortung für akute Schädigungen und bestehende Spät- und Langzeitfolgen. Sie verlangt das globale Sicherstellen ausreichender medizinischer Versorgung, den Zugang zu unbelasteter Nahrung und zu sozialer Sicherung und Unterstützung für alle von nuklearen Katastrophen betroffene Menschen. Sie muss auch bessere  Möglichkeiten zur Dekontaminierung fordern.  

Auch dass Sicherheits- wie Nachhaltigkeitsfragen zugunsten kurzfristiger wirtschaftlicher Effekte häufig für nachrangig erklärt werden, muss in einer ethischen Perspektive thematisiert und  angefragt werden.    

Evangelische Frauen fordern, dass die momentane Ethikdebatte sich diesen Aspekten stellt. 

Bettina Härtel, Evangelische Frauen in Württemberg

Die Pressemeldung "Nukleare Technik erfordert globale Ethik" als pdf-Datei.