OK-Mitgliederversammlung 2004

Gerechtigkeit erhöht ein Volk


Renate Lück

Die Mitgliederversammlung 2004 stand unter dem Thema "Gerechtigkeit erhöht ein Volk". Dazu hielt Professor Dr. Segbers am Vormittag ein Grundsatzreferat (PDF-Datei), dem noch eine Podiumsdiskussion zusammen mit Betriebsseelsorger Hartmut Zweigle, Pfarrer Henry von Bose vom Diakonischen Werk und Annette Groth von attac folgte.

Da Christa Maier-Johannsen den Vorsitz in der OK nach dieser Versammlung abgab, berichtete sie nicht nur vom vergangenen "ganz normalen" Jahr, sondern reflektierte auch ihre fünfjährige Amtszeit. Als neue Vorsitzende wurde dann Pfarrerin Kathinka Kaden gewählt.

Im vergangenen Jahr hat der Leitungskreis das Papier "Evangelisch sein heute" erarbeitet und sowohl dem Bischof als auch der Mitgliederversammlung vorgelegt in der Hoffnung, eine rege Diskussion anzufachen. "Denn eines ist klar: Wir werden im Vorfeld der nächsten Kirchenwahlen deutlich sagen müssen, worin sich die OK von den anderen Gesprächskreisen unterscheidet, damit die WählerInnen wissen, dass es für die Zukunft der Kirche nicht egal ist, welche kirchenpolitischen Positionen die gewählten Synodalen vertreten", betonte Christa Maier-Johannsen. Im Entwurf "Handreichung für den Glauben", welche die von Landesbischof Dr. Maier eingesetzte Arbeitsgruppe entworfen hat, ist vom OK-Papier allerdings kaum etwas zu finden.

Thema der BezirksvertreterInnenversammlung war das Papier "Ehrenamt", in etwa eine Fortschreibung der Visionen in "2010". Auf der jährlichen Klausurtagung beschäftigte sich der Leitungskreis mit der Wahrnehmung der OK von außen und überlegte Themen, die zur nächsten Kirchenwahl besetzt werden sollten. Weitere Vorschläge der Mitglieder sind erwünscht. Vielleicht tauchen Themen auf, mit denen neue Mitglieder zu gewinnen sind.

Im April besuchte Landesbischof Gerhard Maier den Leitungskreis, ein jährlicher Brauch, der dem direkten Kontakt dient. Maier forderte dabei die OK auf: "Bleiben Sie innovativ, wir erwarten von Ihnen innovative Vorschläge." Wolf-Dietrich HardungAuch wenn diese oft in den Schubladen verschwänden, werde die OK weiterhin anstößig sein, war sich Christa Maier-Johannsen sicher. Im Mai lud der Leitungskreis Mitarbeitervertreter von Verwaltung und Diakonie ein, um sich über die geplanten Änderungen im Tarifrecht zu informieren. Das dürfte in Zukunft ein heißes Eisen sein.

Die Vorsitzende dankte der Redaktion für ihre Arbeit, besonders Wolf-Dietrich Hardung, der das Gesicht des Heftes mitgeprägt habe und sich nun aus gesundheitlichen Gründen zurückziehen musste. Gesucht werde immer noch ein/e Internet-RedakteurIn, der oder die die Homepage der OK auf aktuellem Stand hält. Das Technische erledigt Daniel Fehrle.

Rückblick

Dass die Leitung eines Vereins so vieler IndividualistInnen nicht immer leicht ist, beschrieb Christa Maier-Johannsen in ihrem Rückblick. Statt Kirchenmitglieder zu erreichen, die (noch) nicht aktiv am Geschehen teilnehmen, gingen einige Treue von Bord aus Ärger über die chaotische Bischofswahl. Als Eckart Gundert sein Amt als Kassierer an Reiner Stoll-Wähling weitergab, hatte der viel Lauferei und Schreiberei mit der Änderung der Banken und der Umstellung der Verwaltung auf Computer. Die Vorsitzende dankte ihm für seine viele Mühe. Fritz Röhm, langjähriger Vize, ist der OK als Geschäftsführer des AMOS-Preises erhalten geblieben.

Ihre Doppelfunktion als Synodale und Vorsitzende empfand Christa Maier-Johannsen einerseits als positiv, da sie in beiden Gremien wusste, was gerade läuft. Andererseits sei es eine Doppelbelastung gewesen, weshalb sie ein bisschen mehr Zeit fürs Leben neben der Kirche haben möchte. Der Wechsel sei jetzt günstig, da sich die Nachfolgerin noch vor der heißen Phase 2007 einarbeiten könne. Sie hoffe, dass eine jüngere Vorsitzende junge Menschen ermutigen könne, die Kirche mitzugestalten - in der OK natürlich. In einer Steuerungsgruppe, in der Gesprächs- und Leitungskreis gemeinsam die nächste Wahl vorbereiten sollten, würde sich die scheidende Vorsitzende gern einbringen.

Synode

Martin Dolde, einer drei SprecherInnen des Gesprächskreises, zeichnete ein positives Bild von der Arbeit der OK in der Synode (siehe auch "Halbzeitbilanz"). Als Vorsitzender des Strukturausschusses machte ihm persönlich das Einsparen von 16 Millionen Euro im Landeskirchenhaushalt am meisten zu schaffen. Das Ziel sei nun mit 15,5 Millionen Euro fast erreicht. Die Diskussion um die Ämter auf Zeit hat Wiebke Wähling - selbst Dekanin - angestoßen. Dass der Oberkirchenrat seinen Chef nicht mehr mitwählen darf, ließ eine kürzere und transparentere Wahl erhoffen. Leider wurden die Namen auch diesmal vor der Nominierung bekannt, was einen Schatten auf das Procedere werfe. Die OK-Leute seien aber stolz darauf, eine gute Kandidatin gefunden zu haben.

Als nächste Themen stehen die Handreichung über den Glauben zur Debatte (welchen Sinn hat sie, wem nützt sie?), die "wachsende Kirche" und die Visitation der Gemeinden (ein Instrument aus dem Mittelalter oder notwendig?). In den Jahren 2006 bis 2011 muss für den Pfarrplan II entschieden werden, ob Pfarrstellen abgebaut werden sollen und wenn, wo. Bei dieser Diskussion müsse die OK überlegen, welche Aufgaben ureigenster Auftrag der PfarrerInnen sind und welche andere übernehmen könnten (Stichwort "Gemeindemanagement").

Cornelia Brox  und Christa Maier-JohannsenVerabschiedung ...

Cornelia Brox, selbst Synodale und Leitungskreismitglied, sprach das nicht immer reibungslose Miteinander zwischen Gesprächs- und Leitungskreis an. Das habe Christa Maier-Johannsen besonders während der Bischofswahl im November 2000 und im Februar 2001 viel Kraft gekostet. Sie habe um eine klare OK-Linie gekämpft, immer im Blick auf die Mitglieder und die Öffentlichkeit. Deshalb sei es für sie auch besonders schmerzlich gewesen, als trotz des guten Wahlprogramms fünf Sitze in der Synode verloren gingen. Cornelia Brox unterstrich, dass ihre Kollegin die Vorhaben des Leitungskreises auch dann unterstützt habe, wenn es schwierig wurde. Erfreuliche Veranstaltungen in ihrer Ära waren die Verleihungen des AMOS-Preises - Marksteine für die ganze OK. Alles in allem habe Christa Maier-Johannsen viel Arbeit im Hintergrund geleistet, wofür der Leitungskreis herzlich danke.

... und Neuwahl

Erste Vorsitzende: Kathinka Kaden (untere Reihe, Zweite von links). Sie fing während des Studiums 1987 in der OK als Pressefrau an, ist jetzt geschäftsführende Pfarrerin von fünf Dörfern im Dekanat Geislingen und möchte dazu ermutigen, die OK-Fragen weiterzuentwickeln und von der Kirche Enttäuschte bei ihrem Hunger nach Gott abzuholen. Stellvertretender Vorsitzender: Rainer Weitzel (untere Reihe links): "22 heftige Jahre in Berlin", war Mitglied der Berlin-Brandenburger Synode, jetzt KGR-Vorsitzender in Möhringen und Berater für soziale Unternehmen. Für Reiner Stoll-Wähling als Rechner (ganz oben) sprach dessen übersichtlicher Kassenbericht.

der neu gewählte LeitungskreisAls weitere Mitglieder des Leitungskreises wurden gewählt: Cornelia Brox, Krankenschwester, seit zehn Jahren im Leitungskreis, seit neun Jahren in der Synode, immer noch diskutierfreudig (unten, Zweite von rechts); Gisela Dehlinger, Pfarrerin, engagiert sich in der Landeskirche am liebsten da, wo es etwas zu verändern gibt (zweite Reihe rechts); Renate Lück, seit elf Jahren in der OK-Redaktion, auch sonst ein Schreiberling, war 14 Jahre Kirchengemeinderätin, jetzt noch im Bezirksausschuss des Betriebsseelsorgers (unten rechts); Albrecht Bregenzer, Stabs- und Pressearbeit von Berufs wegen gewöhnt, entwarf die meisten LK-Grundlsatzpapiere (zweite Reihe); Markus Grapke, Pfarrer in Zuffenhausen, Aidsseelsorger des Bezirks, schrieb den Entwurf "Evangelischsein heute" (obere Reihe, Zweiter von rechts); Michael Kannenberg: Pfarrer, teilte bis 2000 eine Stelle mit seiner Frau, jetzt vormittags Doktorand und nachmittags Hausmann, will eine Kirche, die nicht nur redet, sondern sich einmischt (obere Reihe, links); Martin Plümicke, Professor für Informatik, Vorsitzender der Gesamtkirchengemeinde Reutlingen (obere Reihe, Zweiter von links), will eine OK, die Salz ist und klarstellt, welche Inhalte zum Kerngeschäft der Kirche gehören (zum Beispiel Bildung?).

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