Offene Kirche kritisiert Lebensschutz-Tagung

Zu Inhalten, die auf der kürzlich durchgeführten Tagung „Leben.Würde“ zu Wort kamen, äußert die Offene Kirche deutliche Kritik. Die Tagung wurde von zahlreichen „Lebensrecht“-Organisationen ausgerichtet:

Die vor dem Kongress geäußerten Befürchtungen, dass sich im Schönblick ein Netzwerk treffe, in dem deutliche Offenheit gegenüber gesellschaftlich konservativ-reaktionären herrsche, hat sich leider bestätigt. Nach Beurteilung der Vorträge, der angebotenen Workshops und zahlreicher Gespräche am Rande des Kongresses muss konstatiert werden: Es geht diesen Gruppierungen nicht einfach um die schwierige und immer abzuwägende Debatte, wann menschliches Leben beginne und in welchem Verhältnis das Leben eines ungeborenen Kindes und das Recht der Frau über den eigenen Körper zu entscheiden stehe. Auf diese Fragen hat die „Lebensschutz“-Bewegung nur eine klare Antwort: Es muss zum absoluten Verbot von Abtreibungen kommen.

Doch was wohl schwerer wiegt: Die „Lebensrecht“-Bewegung steht gegenüber anderen Aspekten einer demokratischen und offenen Gesellschaft ablehnend gegenüber. Mit teilweise populistischer Rhetorik wurde gegen „den Medien-Mainstream“, der „die offene Lüge des Selbstbestimmungsrecht der Frau propagiert“ (A. Düren, Sundays for Life) gewettert. Die Welt wurde als Ort der „enthemmten antichristlichen Mächte“ abgewertet (Prof. Raedel). Homosexualität als „lebensfeindlich“ (Prof. em. Spieker) beschrieben und reaktionäre Geschlechterbilder mit Verweis auf eine angebliche feste Schöpfungsordnung beschworen: „Die Frau muss in ihrer Identität zur Mutter werden“ (Prof. em. Gerli-Falkovitz).

Dass am Rande der Vorträge von Organisatoren und Teilnehmenden der Tagung die Hoffnung auf den Zusammenbruch von liberaler Demokratie formuliert und die Zusammenarbeit für das Lebensrecht mit der Alternative für Deutschland (AfD) unterstützt wurde, passt in dieses Bild.

Die Vorsitzenden der Offenen Kirche, Miriam Bauer und Hans-Ulrich Probst, erklären: „Die Offene Kirche baut auf die liberale und demokratische Gesellschaft. Uns beunruhigt sehr, dass auf diesem Kongress innerhalb eines konservativen Christentums deutliche Tendenzen hin zur Demokratiefeindschaft und gegen Prinzipien der offenen Gesellschaft erkennbar werden. Die Beteiligung des württembergischen Pietismus (Lebendige Gemeinde: ChristusBewegung) sowie des Gnadauer Verbandes in diesem Netzwerk halten wir für irritierend. Es darf nicht sein, dass verachtende Positionen gegenüber queeren Lebensformen, die reaktionäre Ablehnung von Freiheitsrechten von Frauen und der antiliberale Kulturpessimismus durch landeskirchliche Gruppierungen hofiert und mitunterstützt werden.“

Weitere Hinweise auf den Kongress „Leben.Würde“ finden sich auf: https://www.kontextwochenzeitung.de/gesellschaft/604/vielleicht-seid-ihr-ja-komisch-8496.html