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OK-Pressemeldung zur Haushaltssperre der Evang. Landeskirche

Raus aus dem Homeoffice - OK kritisiert die Haushaltssperre des Oberkirchenrats

Der Finanzdezernent der Württembergischen Landeskirche Dr. Martin Kastrup hat eine Haushaltssperre für die Landeskirche im engeren Sinn (nicht für die Kirchengemeinden!) verfügt. Die OFFENE KIRCHE sieht zum jetzigen Zeitpunkt keinen Grund für diese Maßnahme. Dr. Kastrup prognostiziert aufgrund der nun vorliegenden April-Zahlen eine Finanzlücke von 50 Mio. Euro im Jahr 2020 für die Landeskirche im engeren Sinn. Die OFFENE KIRCHE ist der Meinung, dass eine solche Finanzlücke ohne weiteres aus den gut gefüllten Rücklagen finanziert werden könnte. Allein die Budgetrücklagen der einzelnen Dezernate und Einrichtungen liegt bei über 30 Mio. Euro. Darüber hinaus liegt die Ausgleichsrücklage der Landeskirche bei über 300 Mio. Euro.

Mit der Haushaltssperre gibt die Ev. Landeskirche ein folgenreiches Notsignal, das ihrem Auftrag als Kirche und ihrer solidarischen Verantwortung für die schwächsten Glieder der Gesellschaft in keinster Weise gerecht wird, ja diametral widerspricht. Die Kirche hat die erheblichen Mehreinnahmen der letzten Jahre nicht ausgegeben. Diese darf sie nun in der Krise der Pandemie nicht vor allem zur Selbstsicherung einsetzen.

Die Evangelische Landeskirche in Württemberg ist durch ihren Auftrag gerade in der Krise verpflichtet, ihre wirtschaftlichen Ressourcen vorrangig zugunsten derer einzusetzen, die von der Krise am härtesten getroffen werden. Sie ist in erster Linie ihrem Zeugnis für das Evangelium von Jesus Christus verpflichtet und muss geeignete Wege finden, Menschen und Gruppen zu unterstützen, die in der Corona-Krise ihr Einkommen verloren haben, in ihrer Bedürftigkeit nicht mehr gesehen werden, als verletzlichste Teilnehmer der globalen Wirtschaft fern von unserer westlichen Welt als erste sterben werden:

  • Menschen in prekären Verhältnissen, die aufgrund der Krise sofort ihre ungesicherten Arbeitsverträge verloren haben und vor dem Nichts stehen.
  • Menschen ohne Obdach, die aufgrund der Schließung vieler Institutionen und des zwangsweisen Rückzugs von Ehrenamtlichen im Alter von über 60 Jahren faktisch unbegleitet zurückbleiben.
  • Menschen am Ende der Globalisierungskette, die aufgrund der Schließung westlicher Billig-Kleiderläden ihre minimalst bezahlten Tagelöhnerstellen verlieren.

Die Evangelische Landeskirche in Württemberg muss sich strukturell dafür einsetzen, die Absicherung und Begleitung dieser Gruppen auch unter Krisenbedingungen zu erhalten.
Durch antizyklische Schaffung von Stellen in gefährdeten Handlungsfeldern kann sie gesellschaftsdiakonisch wirksam handeln.

Die OFFENE KIRCHE fordert zur Gegensteuerung in der Corona-Krise den Einsatz der Haushaltssicherungsrücklage z.B. für die Sicherung von Obdachlosenarbeit, Hospizdienst und ein Soforthilfeprogramm für Menschen in besonderen Notlagen und Mittel für den Ausbau der medizinischen Versorgung in der Einen Welt.

 

Prof. Dr. Martin Plümicke
für den Gesprächskreis OFFENE KIRCHE