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AMOS-Preis 2013 geht an Carmen Häcker

Die OFFENE KIRCHE, Evangelische Vereinigung in Württemberg, hat den alle zwei Jahre verliehenen Preis für Zivilcourage in Kirchen, Religionen und Gesellschaft in diesem Jahr an die Vikarin Carmen Häcker vergeben.

Man muss nicht Revolutionär sein, um den mit 5000 Euro dotierten AMOS-Preis zu erhalten. Carmen Häcker wurde 2011 von der Evangelischen Landeskirche in Württemberg entlassen, weil sie einen Muslim geheiratet hatte. Nach Aussage der Kirchenleitung ist dies nicht mit der Ausübung des Pfarrer_innenberufes vereinbar.
Die OFFENE KIRCHE würdigt mit der Verleihung des Amos-Preises das couragierte Verhalten von Carmen Häcker. Obwohl sie wusste, dass ihre Heirat einschneidende berufliche Konsequenzen zur Folge haben würde, ist sie ihren Weg gegangen. Sie hat damit für sich das Recht in Anspruch genommen, das jede Frau und jeder Mann in unserem Land hat: den Menschen zu heiraten, den sie/er liebt.

Dabei ist ein Gottesdienst mit Segnung eines religionsverschiedenen Paares nach dem kirchlichen Recht der Evangelischen Landeskirche in Württemberg durchaus möglich. Für Pfarrer_innen gelten aber Sonderbedingungen – dort zieht eine religionsverschiede­ne Ehe einen Berufsausschluss nach sich. Viele Christinnen und Christen empfinden dies als Doppelmoral, als Widerspruch zu unserer gesellschaftlichen Wirklichkeit und als Beschädigung des christlich-muslimischen Dialogs in unserem Land.

Das mutige und widerständige Handeln von Carmen Häcker mahnt die evangelischen Christinnen und Christen und die Institutionen der württembergischen Landeskirche, sich dringend mit dem bisherigen rückwärtsgewandten Pfarrer_innenbild auseinander zu setzen und dieses zu verändern. Die Vorbildaufgabe von Pfarrern und Pfarrerinnen besteht darin, dass sie authentisch ihren Glauben leben und verkündigen. Eine Partnerschaft oder Ehe mit einem Partner/einer Partnerin einer anderen Religion steht dem nicht im Wege, sondern ist vielmehr ein Beispiel für religiöse Toleranz und gelingenden religiösen Dialog in unserer Gesellschaft.

Der Prophet Amos hat in seiner Zeit deutliche Worte gegen Unrecht in Kirche und Staat gefunden. In dieser prophetischen Tradition möchte die OFFENE KIRCHE „den Mund für die Stummen auftun und die Sache aller derjenigen, die verlassen sind“ (Sprüche Kap. 31, Vers 8).

Die Offene Kirche tritt ein für die befreiende Kraft des Evangeliums, für eine Kirche, die die Vielzahl von Lebensformen schätzt, auch in ihren eigenen Räumen, und für eine Kirche, die sich gegen Ausgrenzung und Fremdenfeindlichkeit wehrt.

Carmen Häcker lebt und arbeitet mittlerweile in Berlin und kann dort ihre Ausbildung als Vikarin fortsetzen, die ihr in der Evangelischen Kirche in Württemberg verwehrt wurde.

Der Schirmherr des AMOS-Preises ist Bundesminister a.D. Dr. Erhard Eppler.

Der Preis wird am 24.02.2013 in der Erlöserkirche in Stuttgart in einem Festakt verliehen. Der Amospreis finanziert sich aus Spenden und kann gerne unterstützt werden: Konto 36 90 156, EKK Kassel, BLZ 600 606 069.