Pressemitteilungen

Sprecher der „Lebendigen Gemeinde“ Steffen Kern betreibt gezielte Desinformation

In einer Pressemeldung des Gesprächskreises „Lebendige Gemeinde“ vom 15.11.2010 („Kirchengemeinden nicht kaputt sparen“), unterzeichnet vom Synodalen Steffen Kern, werden falsche Behauptungen aufgestellt.

Steffen Kern schreibt: „Je weniger die Synode jetzt im landeskirchlichen Haushalt spart, desto mehr wird dies auf Kosten der Kirchengemeinden gehen.“

Kern konstruiert eine Konkurrenz zwischen Landeskirche und Kirchengemeinden, die es nicht gibt. Er unterstellt, dass die Landeskirche auf Kosten der Kirchengemeinden Geld ausgibt. Einschließlich der Pfarrstellen fließen über drei Viertel der kirchlichen Einnahmen in die Kirchengemeinden. Landeskirchliche Dienste kommen den Kirchengemeinden zugute und ergänzen ihre Angebote.

Steffen Kern schreibt: „Das von Mitgliedern der Offenen Kirche unterstützte und initiierte Aktionsbündnis ‚Kirche mit Weitblick’ betreibt Lobbyarbeit.“

Das Aktionsbündnis Kirche mit Weitblick hat sich nach der Veröffentlichung der bis dahin nichtöffentlich ausgehandelten Kürzungsvorschläge der AG Zukunft gebildet. Seinem Aufruf (www.kirchemitweitblick.de) haben sich ehren- und hauptamtliche Mitarbeitende unserer Kirche sowie zahlreiche weitere Unterstützende aus Kirche und Gesellschaft angeschlossen. Ihnen ist es ein Anliegen, sich in die Diskussion um die Zukunft der Kirche mit ihren Erfahrungen einzuschalten.
Das hat mit „Lobbyarbeit“ nichts zu tun. Hier melden sich viele Glieder unserer Kirche mit weitreichenden Kontakten und „Antennen“ in die ganze Gesellschaft zu Wort. Steffen Kern und die Lebendige Gemeinde wollen das Bündnis mit dieser Behauptung auf durchsichtige Weise diffamieren.

Steffen Kern schreibt: „Die Gretchenfrage der Synode in diesen Tagen heißt darum: Wie hältst du’s mit der Gemeinde?“

Diese „Gretchenfrage“ verkennt, dass es heute unterschiedliche Formen von Gemeinde gibt. Neben den lokalen Kirchengemeinden gibt es Gemeinden auf Zeit und an besonderen Orten, z.B. in Krankenhäusern, Schulen, Altersheimen, Universitäten, Gefängnissen, bei der Polizei, unter Jugendlichen, in der Arbeitswelt, bei Soldaten und in Akademien. Steffen Kern selbst ist Vorsitzender einer besonderen Gemeinde, nämlich des altpietistischen Gemeinschaftsverbands. Auf welche Gemeinde bezieht sich Kerns „Gretchenfrage“?
Er hat keinerlei Verständnis für die gesamtkirchliche Bedeutung unterschiedlicher Gemeindeformen, die auch unterschiedliche Menschen erreichen. Er denkt Kirche wie einen Verein, zu dem man gehört oder nicht gehört. Das evangelische Kirchenverständnis bezieht auch Menschen ein, die ihre Verbundenheit auf andere und selbst bestimmte Weise zeigen.

Steffen Kern schreibt: „Der Oberkirchenrat schlägt zudem vor, dass künftig Gemeinden verbindlich kooperieren sollen. Die Offene Kirche unterstreicht dies und fordert eine Pflicht zur Kooperation von Gemeinden. Von oben soll also diktiert werden.“

Steffen Kern behauptet, dass von einer zentralistischen Kirchenleitung von oben herab Massnahmen verfügt werden sollen. Das verkennt sowohl die Intention des Oberkirchenrats wie auch der Offenen Kirche.
Die Offene Kirche will die Verwaltung stärker in die Verantwortung der Kirchengemeinden geben. Um ihre Belange zu regeln, bedürfen die Kirchengemeinden ortsnaher Verwaltungsstrukturen. Um diese zu bilden, müssen sie sich zusammentun, um Verwaltungsaufgaben zu bewältigen, für die eine einzelne Kirchengemeinde nicht die Mittel und die Möglichkeiten hat. Es geht um das genaue Gegenteil dessen, was Kern unterstellt. Durch mehr Zusammenarbeit der Kirchengemeinden soll die Basis der Kirche gestärkt werden.
Das hat nichts mit einem Diktat von oben zu tun. Kern unterstellt, dass die Offene Kirche Zwang befürwortet und will auf diese Weise die Offene Kirche in ein schlechtes Licht rücken.

Steffen Kern schreibt: „Ein Teampfarramt als Leitparadigma mit lauter Spezialisten lehnen wir ab. Dies fordert die Offene Kirche.“

Nie hat die Offene Kirche ein „Teampfarramt“ als Leitparadigma ausgerufen. Herr Kern behauptet, ohne zu belegen. Er hat offensichtlich nicht verstanden, was die Offene Kirche will.
Das Pfarramt hat sich verändert. Gefragt sind Pfarrerinnen und Pfarrer, die bereit und in der Lage sind, mit Ehrenamtlichen und mit Kolleginnen und Kollegen zu kooperieren. Es geht nicht um Spezialistentum. Unter veränderten Bedingungen und angesichts zurückgehender Mittel sollen alle hauptamtlich Mitarbeitenden bestmöglich zum Wohl ihrer Kirchengemeinden zusammenarbeiten. Dass dabei nicht nur die „eigene Gemeinde“ im Blick sein kann, gehört zu den heutigen Voraussetzungen einer guten Gemeindearbeit.
Lehnt Steffen Kern Zusammenarbeit ab, weil sie Blockaden und Mauern zwischen unterschiedlichen Frömmigkeitsprägungen in Frage stellt?

Steffen Kern schreibt: „Wir setzen auf Freiwilligkeit und Wachstum und nicht auf Zwang.“

Zusammenarbeit – dafür steht und arbeitet die Offene Kirche seit Jahren – hat nichts mit Zwang zu tun. Sie gehört zu einer Kirche, die im Geist Jesu Christi lebt und arbeitet.
Steffen Kern baut ein Feindbild auf, wenn er behauptet, es ginge anderen in der Kirche darum, mit Zwang über andere zu herrschen.
Seine offensichtlichen Versuche, die Offene Kirche und deren Sparvorschläge mit Polemik zu diskreditieren, lehnen Vorstand und Gesprächskreis der Offenen Kirche ab und fordern Herrn Kern und seinen Gesprächskreis zu einer nüchternen und sachlichen Kommunikation auf.

Pfarrer Michael Seibt
im Auftrag des Vorstands und des Gesprächkreises der Offenen Kirche