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9,5 Thesen für eine "Kirche mit Weitblick"

In Schorndorf, Welzheim, Schwäbisch Gmünd und Mutlangen wurden evangelische Gottesdienstbesucher an der Kirchentüre überrascht: Ausgehend vom Missionsauftrag Jesu "Gehet hin in alle Welt..." präsentierte das Aktionsbündnis "Kirche mit Weitblick" auf einem großen Plakat 9,5 Thesen zum Reformationstag. ihr Tenor: Die evangelische Kirche muss weiterhin in der Gesellschaft präsent sein.

 

Schorndorf/Schwäbisch Gmünd. Mit einem Thesenanschlag hat das Aktionsbündnis „Kirche mit Weitblick“ am Sonntag, 31. Oktober, dem Reformationstag landesweit auf sein Anliegen aufmerksam gemacht: dass sich die Kirche nicht aus ihrer gesellschaftlichen Verantwortung zurückziehen darf. Hintergrund sind die bekannt gewordenen Sparpläne der evangelischen Landeskirche in Württemberg. Es geht um Einsparungen in Höhe von rund 10 Millionen Euro, die vor allem gesellschaftsbezogene Arbeitsbereiche treffen sollen. Die Kirche will im November auf ihrer Landessynode in Schwäbisch Gmünd Personalstellen im Bereich Frieden, Umweltschutz, Chancengleichheit, Integration und in der Bildungsarbeit der Evangelischen Akademie Bad Boll erheblich einschränken oder sogar ganz streichen.

Aus Protest dagegen hat das Aktionsbündnis 9,5 Thesen veröffentlicht. Das Datum ist bewusst gewählt: Am 31. Oktober 1517 veröffentlichte der Reformator Martin Luther in Wittenberg seine 95 Thesen, in denen er das damalige Fehlverhalten der Kirche, den Ablasshandel, anprangerte.

In unserer Region gab es Aktionen der „Kirche mit Weitblick“ zum Reformationstag an der Stadtkirche Schorndorf, der St. Galluskirche in Welzheim, der Augustinuskirche Schwäbisch Gmünd, der evangelischen Kirche Großdeinbach, der St.-Nikolauskirche in Lindach und am Gemeindezentrum Mutlangen. Großdeinbach ist darüber hinaus die erste Kirchengemeinde in Württemberg, die das Aktionsbündnis „Kirche mit Weitblick“ offiziell unterstützt. Auch die "Offene Kirche" Schorndorf/Schwäbisch Gmünd gehört zu den Unterstützern.

„Dass gespart werden muss ist klar“, erklärte Landessynodale Ruth Bauer (Welzheim), die zu den Gründungsmitgliedern des Aktionsbündnisses „Kirche mit Weitblick“ gehört, „die Spardiskussion muss sich aber an der Frage ausrichten, welche Kirche wir in Zukunft wollen – sonst werden Kirchengemeinden und übergemeindliche Dienste gegeneinander ausgespielt“. 

Christa Hess (Schorndorf) erklärt zu ihrer Motivation, sich an der Aktion zu beteiligen: „Uns macht Sorge, dass die Synode den Sparstift ausgerechnet dort ansetzen will, wo die Probleme der Menschen die Unterstützung der Kirche verlangen“. Als Beispiel nennt sie das Friedenspfarramt: „In einer Zeit, wo so viel Gewalt in der Gesellschaft keimt und so viele Kriege in der Welt sind, kann man nicht das Friedenspfarramt abschaffen.“ Das Bündnis möchte „eine breite Diskussion über die zukünftige Ausrichtung der Evangelischen Landeskirche in Württemberg“ anstelle von übereilten Sparbeschlüssen.

Prominente Unterstützer des Aktionsbündnisses „Kirche mit Weitblick“ sind der frühere Bundesminister Erhard Eppler und Professorin Angelika Zahrnt vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND). Vorsitzender ist der Ulmer Wirtschafts- und Sozialpfarrer Martin Schwarz.

Am Freitag, 19. November, 15.30 Uhr findet eine zentrale landesweite Aktionsversanstaltung in der Leonhardskirche Stuttgart statt. Die Landessynode findet vom 22. bis 25. November in Schwäbisch Gmünd statt. Nähere Informationen unter www.kirchemitweitblick.de.

Stephan Schwarz/31.10.2010