AMOS-Preisverleihung 2015 an Jürgen Grässlin

Der Publizist und Pädagoge Jürgen Grässlin aus Freiburg erhielt am 1. März 2015 den AMOS-Preis 2015 der OFFENEN KIRCHE für Zivilcourage in Kirchen, Religionen und Gesellschaft.
Der Friedensaktivist und Publizist Jürgen Grässlin setzt sich seit vielen Jahren gegen die Rüstungsproduktion und den Export von Waffen ein. In seinem Buch "Schwarzbuch Waffenhandel. Wie Deutschland am Krieg verdient" (2013) dokumentiert er die Machenschaften der Rüstungsindustrie und ihrer Lobby, gemäß seinem Motto: "Den Opfern eine Stimme, den Tätern Name und Gesicht"
Grässlin ist Autor zahlreicher Bücher und Veröffentlichungen. Er ist Bundessprecher der Deutschen Friedensgesellschaft-Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen, Sprecher der Kritischen AktionärInnen Daimler (KAD), Sprecher des Deutschen Aktionsnetzes "Kleinwaffen Stoppen" (DAKS) und Vorstandsmitglied des RüstungsInformationsBüro e.V. (RiB e.V.).

Die Vorsitzende der OFFENEN KIRCHE Ulrike Stepper in ihrer Begrüßung:  
"Mit dem Amos-Preis soll Zivilcourage in Kirchen, Religionen und Gesellschaft gefördert und öffentlich erkennbar werden. Der Preis zeichnet Personen aus, die in besonders eindrücklicher und prophetischer Weise die Gerechtigkeit fordernde Botschaft des Evangeliums leben, also Tabus brechen, Unmögliches versuchen, Ungerechtigkeit benennen, Kehrseiten aufzeigen, Liebe säen, Vertrauen leben, Hoffnung wagen, Vorurteile überwinden, Grenzen nicht respektieren."
Die Rede der OK-Vorsitzenden Ulrike Stepper (pdf, 3 Seiten)

Die Laudatio hielt Pfr. Joachim Schilling, Beauftragter für Friedensarbeit und Kriegsdienstverweigerer der Evang. Landeskirche in Württemberg.
Rede des Laudators Pfr. Joachim Schilling (pdf, 15 Seiten)

Die Rede des Preisträgers Jürgen Grässlin (pdf-Datei, 7 Seiten) 

"Mit Jürgen Grässlin hat die OK einen AMOS-Preisträger gefunden, der überzeugt und der für seine Überzeugungen kämpft. Er ist ein Kämpfer, aber kein Fanatiker", sagte AMOS-Preis-Schirmherr Erhard Eppler, Bundesminister und Kirchentagspräsident a. D. 
Er stellte die Fragen von Krieg und Waffengewalt in einen historischen Kontext. 1914 hätten sich konsolidierte Staaten gegenüber gestanden, die sich einen Krieg zugetraut hätten. Heute finde die Waffengewalt zu 90 Prozent in zerfallenden oder zerfallenen Staaten wie Syrien, Nigeria, Mali, Irak und anderen statt, in denen der Saat sein Gewaltmonopol nicht mehr ausüben könne. Die Gewalt liege dort bei entstaatlichten Milizen, die ihre Interessen verfolgten.
Hätten während des 1. und 2. Weltkriegs alle Staaten ihre Armeen nach Hause geschickt, hätte der Krieg nicht stattgefunden. "Heute bräche ein völliges Gewaltchaos aus", sagte Eppler.
Pazifismus im 21. Jahrhundert müsse sich deshalb fragen, wie man unter diesen Gegebenheiten Frieden schaffen könne. Solange ein Staat das Gewaltmonopol habe, könne man zwischen Staaten über Frieden reden. "Wenn es aber nicht gelingt, die Privatisierung und Entstaatlichung der Gewalt zu stoppen, werden wir keinen Frieden schaffen können", hielt Eppler fest. Die Stärke eines Staates im 21. Jahrhundert bemesse sich nicht nach der Zahl seiner Divisionen, sondern nach der Fähigkeit und dem Engagement seiner Bürgerinnen und Bürger, den Staat zu ihrer Sache zu machen.
Das zunehmende Auseinanderklaffen der Armut- und Reichtumsschere halte ein Staat nicht beliebig lange aus. "Frieden muss politisch geschaffen werden", betonte Eppler abschließend. 

Der AMOS-Preis der Evangelischen Vereinigung in Württemberg (OK) wurde zum achten Mal verliehen. Er ist mit 5.000 Euro dotiert, Schirmherr ist Dr. Erhard Eppler. Ausgewählt hat die Jury den Preisträger aus insgesamt 21 eingegangenen Vorschlägen.

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